Diese Sportsache…
Die seit einem Jahr auf und ab geht, nicht kontinuierlich stattfindet und mich auf der Stelle treten lässt.
Die mich frustriert und runterzieht, ausgleicht und glücklich macht.
Die mir zeigt, dass Geduld nicht meine Stärke ist, das aber auch seinen Preis hat.
Sport hat bei mir schon immer eine große Rolle gespielt. Gerade durch Papa, der seine Liebe zum Handball und Reitsport an mich weitergegeben hat. Genau an den beiden Dingen bin ich nach vielen Jahren voll Ausprobieren verschiedener Sportarten hängen geblieben. Herzenssachen. Allerdings bin ich Beidem in den letzten Jahren nicht mehr gerecht geworden und hab mich aus mehreren Gründen für einen Abbruch entschieden.
Weil ganz ohne aber nicht geht, hab ich dann vor rund vier Jahren angefangen, dem von mir verhassten Joggen entgegenzutreten. Ganz klein angefangen mit viel Zwang und Disziplin bis hin zum Gefallen daran. Der Einsicht, dass diese Zeit nur mit sich und dem Wald, den Feldern oder der Stadt um einen herum viel mit sich bringt: Gedanken, zum an sich ranlassen und durchdenken und abschließen und danach frei sein, von Kopf bis Fuß. Dem Erschöpftsein, das einem gleichzeitig Stolz und Kraft schenkt. Ungefähr zur gleichen Zeit bin ich auch mit auf den Homeworkout-Zug gesprungen und hab mir aus verschiedenen Videos, Blogposts und Apps meine eigenen Workouts zusammengestellt. Hier hab ich tatsächlich das erste mal im Sport richtigen Ehrgeiz entwickelt, mich zu steigern und stärker und fitter zu werden. Allerdings nahm der Ehrgeiz ein bisschen Überhand, einhergehend mit persönlichen Vorkommnissen und ich vernarrte mich in diese ganze Sportsache: Hab sechs Tage die Woche was gemacht, meine Ernährung einmal komplett auf nur noch gesund und sehr wenig umgestellt, war im Dauerstress und maximal am Limit. Hab dementsprechend Einiges abgenommen, war im Tunnel und keineswegs glücklich. Der Sport war zu dem Zeitpunkt etwas, was mich aufgefangen hat, gleichzeitig aber auch ausgelaugt und noch mehr gestresst hat. Der krankhafte Gedanke an den Sport und das schlechteste Gewissen, wenn er mal ausfallen musste…
Nach ungefähr einem halben Jahr lockerte sich das Ganze wieder, im Persönlichen und somit auch im Sport und allem was daran hing. Ich bin wieder zufriedener mit mir selbst geworden, hab versucht den Druck zu lindern und so auch schneller und einfacher Erfolg erlebt und gesehen. Während meines Aufenthalts in Kanada war Sport in keiner Weise eine Priorität. Danach schnell wieder, weil Zuhause alles nicht ganz so egal war und ich mich wieder nach Ausgleich gesehnt habe. Mein Körper hat da nicht so ganz mitgemacht und seit diesem Zeitpunkt ungefähr befinde ich mich in meinem jetzigen Zustand:
Ich weiß nicht, ob es der intensive Rückeinstieg war oder ob mein Immunsystem einfach schwächelt, aber seit einem Jahr wache ich jetzt mit Halsschmerzen und Schwächegefühl auf und habe keine Erklärung dafür. Die Ärzte auch nicht. Mal ist es besser, mal schlechter – aber immer da. Dementsprechend sah auch mein letztes Sportjahr aus: Mal on und schnell wieder off. Sobald ich gerade wieder einigermaßen im Rhythmus war, wurde er durch jeden Anflug einer Erkältung durchbrochen und ich pausierte. Dadurch, dass mir gesagt wurde, es sei im Prinzip alles in Ordnung mit mir und ich solle nur Abwarten und Tee trinken, bin ich immer wieder eingestiegen und habe mich nie zu 100% auskuriert. Geduld ist nicht meine Stärke. Ich sitze also immer noch hier, mit meinem unbekannten Wehwehchen und schon wieder seit vier Wochen ohne Sport. Wobei es nicht bleiben wird. Es heißt wieder Abwarten, aber diesmal bis zum bitteren Ende. Bis zur Erklärung.
Weil ich endlich eine HNO gefunden habe, die mir zuhört, sich kümmert und mir ein gutes Gefühl gibt. Weil ich gegen meine Ungeduld ankämpfen muss, für meine Gesundheit. Weil es so so so so wichtig ist, auf seinen Körper zu hören. Weil er zeigt, was er braucht und auch wenn es in dem Moment vielleicht nicht verständlich ist – es hat seinen Grund. Ich wollte es übersehen und mich nicht stoppen lassen. Hat gut geklappt. Weil es auch so viel wichtiger ist, einen gesunden Körper zu haben als einen trainierten. Mein Körper ist mein Zuhause, das auf was ich am meisten Acht geben sollte. Nicht das, was ich immer weiter nach vorne und ans Ende seiner Kräfte schubsen muss. Miteinander, nicht gegeneinander. Und es ist egal, ob das im Sport oder in der Schule, im Studium oder im Job ist. Ob es sich physisch oder psychisch äußert. Hört darauf, kommuniziert es und lasst Euch helfen. Manchmal reicht es schon es mit sich selbst auszumachen, manchmal muss die Überwindung gegenüber der Familie oder der besten Freundin/des besten Freundes her, manchmal braucht es drei verschiedene Ärzte. Und auch wenn es mühsam ist und noch mehr Kräfte raubt als das Wehwehchen selbst, es wird sich lohnen. Es wird ein Ende nehmen oder einen Anfang zur Besserung geben und einem bewusst machen, dass es doch ein ziemlich großes „chen“ ist.
Diese Sportsache…
Die mir ziemlich viel über mich selbst verrät.